Der Pinzgau unterm Hakenkreuz>>
Am 30. März 1931, sieben Jahre vor dem so genannten "Anschluss", finden im Land Salzburg Gemeinderatswahlen statt. Im Pinzgauer Kurort Zell am See votieren, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, bereits rund 30 Prozent für die Nationalsozialisten! Bisher unveröffentlichte Dokumente zeigen, wie früh die "Hitlerbewegung" im Pinzgau massive Erfolge verzeichnen konnte. Darüber hinaus widmet sich dieses Buch in besonderem Maße den Opfern des Widerstands. Wie im gesamten "Deutschen Reich" werden auch in den Salzburger Tälern Frauen und Männer verfolgt, inhaftiert und vernichtet. Das Schicksal dieser Menschen - ob Sozialdemokraten, Kommunisten, Christlich-Soziale, Kritiker, Deserteure, Priester, Roma und Sinti, Juden oder Zwangsarbeiter hat der Historiker Rudolf Leo akribisch recherchiert. Seinem Geschichtsverständnis einer "Geschichte von unten" entsprechend, gibt er nicht nur den Opfern der NS-Verfolgung eine Stimme, sondern setzt sich auch mit dem politischen Alltag in der Region auseinander.
Die vor einigen Jahren von der Republik Österreich getätigten Entschädigungszahlungen an die ehemaligen, auf österreichischem Gebiet eingesetzten und oftmals aus Osteuropa stammenden, zivilen Zwangsarbeiter haben die Tür zu einer lange verschwiegenen und hierzulande wenig beachteten Facette des Nationalsozialismus aufgestoßen. Die Rede ist von jenen Menschen, die während des 2.Weltkrieges meist zwangsweise verschleppt wurden, um die zum deutschen Militär eingezogenen einheimischen Männer in der Industrie, im Bergbau, im Diestleitungsbereich und in der Landwirtschaft zu ersetzen. Im Pinzgau kamen die polnischen, ukrainischen und russischen Frauen und Männer, neben den Kraftwerksbauten in Kaprun und Weißsee, vor allem auf den Bauernhöfen zum Einsatz. Bis auf diese Bauten, einigge wenige fremdländisch klingende Familiennamen und mündlich erzählte Geschichten scheinen diese Menschen keine weiteren Spuren im Pinzgau hinterlassen zu haben. Zielsetzung dieses Buches ist daher, das Leben und Leiden der sogenannten "Fremdarbeiter" während des Nationalsoziakismus und danach zu beleuchten.